Natur – Kultur – Gastfreundlichkeit
Baranja, eine Region im Nordosten Kroatiens ist eine landschaftlich reizvolle, kulturell vielseitige und kulinarisch interessante Gegend mit einer bewegten Vergangenheit. Es gibt vieles zu sehen und zu lernen das hilft, die Geschichte Europas besser zu verstehen.
Geschichtliches kurz zusammengefasst
Im 16. Jahrhundert eroberten die Osmanen große Teile des heutigen Kroatien, einschließlich Baranja. Die Osmanen regierten die Region bis zum Ende des 17. Jahrhunderts.
Auch in Ungarn gibt es ein Komitat (Verwaltungsbezirk) namens Baranya (ungarische Schreibweise). Aus geschichtlicher Sicht besteht hier eine Verbindung, da ein Teil des kroatischen Baranja früher ein Bestandteil des Königreichs Ungarn war.
Ungarn wurde nach dem Ersten Weltkrieg durch den Vertrag von Trianon im Jahre 1920 aufgeteilt und ca. zwei Drittel des ursprünglichen ungarischen Staatsgebiets wurden umliegenden Ländern zugeordnet. Das heißt, dass Bewohner dieser Gebiete plötzlich eine andere Staatszugehörigkeit bekamen, obwohl sie oft der Sprache ihres neuen Landes nicht mächtig waren. Die Folgen des Vertrages von Trianon sind noch heute erkennbar, da sich viele Nachkommen dieser Bevölkerung noch immer als ethnische Ungarn sehen. In manchen Familien wird auch nach nunmehr 103 Jahren zuhause noch ungarisch gesprochen.
In gibt es einige Orte, die man unbedingt gesehen haben sollte, wenn man im nördlichen Baranja unterwegs ist. Also fertig zur Zeitreise?
Karanac – das Ethnodorf in Baranja
Wer wissen will, wie das Leben früher aussah, der ist hier genau richtig. Überall im Dorf sind Einblicke in die frühere bäuerliche Lebensweise möglich.
Die Gaststätte Baranjska kuća in Karanac hat ein eigenes Freilichtmuseum eingerichtet, das auf sehr anschauliche Weise die Vergangenheit zum Leben erweckt.
Ein Blick in die Gute Stube aus dem Anfang des letzten Jahrhunderts im privaten Freilichtmuseum der Gaststätte Baranjska kuća in Karanac.
Das Schmiedefeuer ist schon lange erloschen, aber der Hauch von emsiger Betriebsamkeit liegt noch in der Luft.
Der Spaziergang durch den Außenbereich führt direkt ins letzte Jahrhundert. Eine Bank lädt zum Rasten und Staunen ein.
Der Blick durch die Türen versetzt uns in eine andere Zeit.
Altes Porzellan, Keramikgefäße aller Art. In Zeiten, als es noch keine Kühlschränke gab, dienten diese Gefäße zum Aufbewahren verschiedenster Speisen im kühlen Keller. Diese Keller waren teilweise unterirdisch im Außenbereich der Häuser angelegt und ein Zugang mit einer Treppe führte in ein gemauertes Gewölbe tief im Erdboden. Dort war die Temperatur im Sommer wie im Winter gerade richtig zum Frischhalten von Lebensmitteln.
Abgesehen davon, dass es damals noch keine elektrischen Geräte gab, die dem Zimmermann die Arbeit erleichterten, sind viele Dinge, die wir hier sehen auch heute noch in modernen Zimmereibetrieben zu finden. Eine Sache, die wir hier lernen ist, dass die Handwerker früher auch ohne Elektrizität beste Arbeit leisteten. Wenn in unserer modernen Welt der Strom ausfällt, dann stehen fast alle Räder still.
In dieser Region mündet die Drau nach der langen Reise von ihrem Ursprung in Südtirol in die Donau. Es gibt hier Flüsse und Bäche, in denen noch zahlreiche Fische zu finden sind. Um nur einige zu nennen: Bachforelle, Hecht, Karpfen, Regenbogenforelle, Rotauge, Wels, Zander. Fisch steht deshalb hier häufig auf dem Speiseplan. Und er wird hervorragend zubereitet.
Es gibt also in Baranja nicht nur Ćevapčići, sondern eine vielseitige Auswahl an Gerichten.
Platte mit Fleisch, Gemüse und Beilagen – herzhaft und natürlich mit Ajvar
Aufgenommen in Karanac
Zander mit Spinat-Knoblauch-Kartoffeln und Salat – dazu ein kühles Bier – fantastisch
Aufgenommen in Kopačevo
Weiter südöstlich von Karanac liegt der Ort Kopačevo. Er ist Ausgangspunkt für einen Ausflug in eines der größten Feuchtgebiete Europas:
Naturpark Kopački rit
Mit einer überwältigenden Artenvielfalt bietet der Park zu jeder Jahreszeit interessante Beobachtungsmöglichkeiten.
Das Sumpfgebiet ist ein Lebensraum für global gefährdete Vogelarten wie zum Beispiel
- Moorente (Aynthya nyroca)
- Saker- oder Würgfalke (Falco cherrug)
Es ist außerdem wichtig für das Überleben von europäischen, gefährdeten Arten wie
- Löffelreiher (Platalea leucorodia)
- Weißbart-Seeschwalbe (Chlidonias hybrida)
Über 20.000 Sumpfvögel sammeln sich ebenfalls im Kopački rit.
Ein ca. 1,2 km langer Lehrpfad führt vom Besucherzentrum, das sich im Eingangsbereich befindet, bis zu einer Bootsanlegestelle. (Wenn man eine Fahrt mit dem Ausflugsboot machen möchte, gibt es die Fahrkarten im Besucherzentrum) Diese Entfernung können auch Personen zurücklegen, die nicht so gut zu Fuß sind (jedoch nicht geeignet für Rollstuhlfahrer wegen einer Treppe). Der Weg führt zum Teil auf hölzernen Stegen durch natürliches Sumpfgebiet und ist mit zahlreichen Informationstafeln und fünf Rastplätzen ausgestattet.
Es gibt auch eine kleine Bahn, die Besucher auf der Straße direkt zum Bootsanlegeplatz bringt. Dadurch verpasst man aber die interessanten Informationen, die der Lehrpfad bietet.
Es gibt zahlreiche, separat buchbare, geführte Exkursionen, die weitere Beobachtungen ermöglichen. Hier ist zum z. B. ein Ausritt zu Pferd im Sumpfgebiet ein ganz besonderes Erlebnis.
Die Rundfahrt mit dem Ausflugsschiff ist sehr interessant. Leider sind die Erläuterungen des Kapitäns nur in kroatischer Sprache.
Hier geht es zum Blog Kopački rit – Naturpark der Superlative
Didin Konak – gutes Essen und schöne Umgebung
Nach dem Aufenthalt im Park liegt ein Gasthaus mit dem Namen „Didin Konak“ im Ort Kopačevo in der Nähe. Es verfügt über eine umfangreiche Speisekarte, die Servicekräfte sind sehr aufmerksam, freundlich, ja herzlich und das Essen ist hervorragend.
Gasthaus Didin Konak. Schon der Blick von der Straße aus ist einladend. Und der Eindruck trügt nicht. Das Restaurant verfügt auch über Gästezimmer.
Im Sommer ist der Garten wunderschön – dieser Platz ist eine Mischung von Paradies und Scharaffenland: wunderbare Umgebung und tolles Essen.
Wer diese Gegend einmal besucht hat, kommt immer wieder.
Noch mehr über Baranja in Kroatien findest du auf Wikipedia.
Alle Fotos: Urheberin Gertrud Hagenmeyer
